Mittendrin
Im Januar 1993 wurde ich, damals noch Pfarrvikar, mit der Verwaltung der Pfarrstelle Geinsheim beauftragt. Da das Pfarrhaus damals in einem maroden Zustand war, hatte sich im Vorfeld - aus gutem Grund - niemand auf die Pfarrstelle beworben. Also musste ein Pfarrvikar her.
Gerne erinnere ich mich an meine feierliche Ordination am 17. Januar 1993 in der Dietrich-Bonhoeffer-Kirche. Viel Zeit zur Besinnung blieb nicht, ging es doch mit dem Pfarrhaus gleich zur Sache. Bereits Anfang April 1993 konnte der Startschuss zur Sanierung gegeben werden. In der Ringstraße fanden sowohl ich als auch das Pfarrbüro ein Dach über dem Kopf - immerhin für 2 Jahre.
Im Sommer 1995 konnte ich schließlich in unser Pfarrhaus einziehen. Ich muss zugeben, dass ich anfangs von Bauangelegenheiten keine Ahnung hatte, auch hatte ich den Begriff "Gemeindeaufbau" während meiner Ausbildungsphase irgendwie anders verstanden. Dass es mir einmal viel Freude bereiten würde, mich um den Erhalt unserer kirchlichen Gebäude zu kümmern, hätte ich nicht gedacht.
Denn mein Arbeitsfeld ist eigentlich ein ganz anderes. Gemeindeaufbau im klassischen Sinne bedeutet Verkündigung, Seelsorge, Unterweisung. Es ist die Vielfalt dieser Aufgabengebiete, die mich an meinem Beruf als Dorfpfarrer reizt - und natürlich zuallererst die vielfältigen Kontakte mit den Menschen vor Ort.
Seelsorge ist mein Schwerpunkt, keine Frage, aber mit der Zeit kamen noch andere Schwerpunktsetzungen dazu: so beispielsweise die Ökumene, die Zusammenarbeit mit der katholischen Kirchengemeinde. Über Jahre haben wir gemeinsam viel erreicht.
Was, Sie sind schon so lange hier in Geinsheim- wird das nicht langweilig mit der Zeit? Meine Antwort: Nein. Jedes Jahr bringt neue Begegnungen und Herausforderungen. Was mich zur Zeit besonders bewegt, ist die Feststellung, dass ich bei Trauungen und Taufen zunehmend auf frühere Konfirmanden und Konfirmandinnen treffe. Man kennt sich eben - und das öffnet so manche Tür.
Auf die Frage, wie ich mein Pfarrerdasein kurz und bündig hier vor Ort beschreiben würde, fällt mir im Grunde nur ein Satz ein:
Irgendwie bin ich immer "Mittendrin" - und das ist gut so.
Markus Paul Gärtner, Pfarrer